Radikale hermeneutik. Zur geschichtlichkeit der philosophie als sache des verstehens
In: Filozofija i društvo, Band 25, Heft 4, S. 5-20
ISSN: 2334-8577
Der Beitrag pr?ft die Frage nach der Verwiesenheit der Philosophie auf eigene
Geschichte und wendet sich der geschichtsphilosophischen Antinomie der sog.
teleologischen und historischen Sichtweisen. Beiden ist es gemeinsam, dass
sie eine vergegenst?ndlichende Vorstellung von Geschichte haben. Die
teleologische Sichtweise ist um die geschichtliche Kontinuit?t bem?ht und
tendiert dogmatisch dazu, die einzige Wahrheit des geschichtlichen Geschehens
zu sein. Die historische Position ist eine relativistische Sichtweise und ist
bestrebt, die geschichtlichen Besonderheiten hervorzuheben. Beide Positionen
schreiben dem Gegenstand ?Geschichte? blo? unterschiedliche Charakteristiken
zu. Hier wird die These vertreten, dass das Verstehen etwa einer
philosophischen Schrift als das Verstehen des offenen Kontextes, in dem ein
Interpretant steht, begriffen werden soll. Die Geschichte ist Produkt unserer
Welt, nicht umgekehrt. Der Situationismus der so verstandenen radikalen
Hermeneutik ist aber nicht relativistisch. Die Interpretationen haben ihre
G?ltigkeit, nur insofern sie die Situation des Interpreten betreffen, d. h.
insofern sie als Antworten auf bestimmte Fragen verstanden werden. Dem
entspricht am ehesten eine genealogische Betrachtungsweise, die sich f?r die
Herkunft der geschichtlichen Ph?nomene interessiert.